Wie erreiche ich meine Ziele?
Wie kann ich effektiver arbeiten?
Diese und andere Fragen haben seit Jahren Hochkonjunktur.
Da werden Listen angelegt, Visionen konkretisiert
und Planungen erstellt.
Mich hat das lange Zeit ebenfalls in den Bann gezogen.
Produktivität vermittelte mir ein Gefühl von Wichtigkeit.
Die Vorstellung, ich nehme mein Leben jetzt „richtig“ in die Hand,
verlieh mir Sicherheit.
Sobald die Methodik professioneller wird,
scheinen die Wünsche nur noch einen Schritt weit entfernt.
Das stimmt zum Teil.
Ich habe meine Ziele vor Augen und fokussiere meine Anstrengungen.
Dadurch konnte ich viele Vorhaben realisieren.
Eines hat sich nicht eingestellt.
Zufriedenheit.
Die Dinge die ich erreiche,
scheinen nicht gleichbedeutend mit Glück zu sein.
Vielleicht war diese Erwartungshaltung unrealistisch.
Interessanterweise wird damit aber oft geworben.
Natürlich halte ich es nach wie vor für wichtig,
organisiert zu sein und nicht im Chaos zu versinken.
Den Hype um die Produktivitätstools kann ich allerdings
immer weniger nachvollziehen.
Abhaken und weiter rennen, kann nicht die Bestimmung sein.
Es scheint wie eine Wette auf die Zukunft.
Wenn ich irgendwann dieses oder jenes erreicht habe,
dann bin ich (hoffentlich) froh.
Zudem stellt sich mir beim Erreichen der Ziele immer häufiger die Frage,
wie wichtig diese eigentlich sind.
Wenn ich jetzt und hier nicht zufrieden bin,
wo soll ich dann noch suchen?
Vor lauter Plänen und daraus resultierenden Aufgaben fällt es
mir mittlerweile sogar schwer, einen Tag abzuhängen.
Das merkwürdige an meinen ToDo Listen ist,
dass sie nie leer sind.
Es kommen ständig Aufgaben hinzu.
Kann ich das Rennen überhaupt gewinnen?
Wenn ich mich nur noch über das Ankommen freue,
wird der Weg zur Qual.
Kennen Sie das Zitat von Oscar Wilde?
„Nichtstun ist die schwierigste Tätigkeit
und zugleich diejenige,
die am meisten Geist erfordert.“
Lange Zeit fragte ich mich,
was denn am Faulenzen so schwierig ist.
Das kann doch jeder.
Ich habe es anscheinend verlernt.
Einfach da zu sitzen und das Leben zu genießen.
Mein Leben darf Spaß machen.
Das Faulenzen wie das Arbeiten.
Um das zu erreichen, bedarf es Achtsamkeit
und einer besonderen inneren Einstellung.
Effektive Tools helfen da wenig.
Wichtig ist vor allem meine innere Haltung.
Zu lernen, mich auf meine jeweilige Handlung zu konzentrieren.
Darin aufzugehen, wie ein Kind beim Spielen.
Die Befriedigung scheint sogar zuzunehmen,
wenn ich weniger Aufgaben mit mehr Gelassenheit angehe.
Je mehr ich erreiche, desto stärker bekomme ich Gefühl,
dass Erfolg nicht das alleinige Ziel ist.
Die Erfüllung finde ich nicht in ständigen Triumphen,
sondern in der Tiefe meiner Selbst.
Schön gesprochen! :) Danke.
>> Die Erfüllung finde ich nicht in ständigen Triumphen, sondern in der Tiefe meiner Selbst<<
Diese Aussage empfinde ich als wesentlich.
Wenn ich eine akzeptierende, liebevolle Beziehung zu mir selber finden kann, dann bin ich zuhause bei mir – in meiner Mitte. Ich bin dann nicht mehr abhängig von Bestätigungen von außen durch andere Menschen oder durch Erfolge.
Dann bin ich an dem Ort, von dem aus alles Tun motiviert ist (auch das Loslassen im Faulenzen).
Von hier aus kann ich mich auf das Tun einlassen und eine innere Verbindung mit ihm eingehen.
Von hier aus kann ich aber auch unausweichliche stressige Situationen mit einer gewissen Gelassenheit und Ruhe steuern.
Hierher kann ich mich immer wieder kurz zurückziehen, durchatmen, die Situationen mit Abstand betrachten, dadurch Kraft tanken, bevor ich wieder neu ansetze.
Effektive Tools sind dann nicht mehr und nicht weniger als ein hilfreiches Handwerkszeug.
Erfolge, über die ich mich durchaus freuen darf, stellen sich von alleine ein.
Wenn einmal nicht, drückt mich das nicht nieder, denn ich habe ja meine liebevolle Mitte.
„Wenn ich mich nur noch über das Ankommen freue,
wird der Weg zur Qual.“ –
Da kommt meines Erachtens noch hinzu, dass wir ja nur selten das Gefühl haben, wirklich anzukommen. Oder aber dieses Ankommen dann gar nicht genießen und würdigen, sondern schon wieder losrennen zum nächsten Ziel.
Danke für den Artikel.
Liebe Grüße, Regina
Nun löst ja oft die Vorstellung, ein Ziel zu erreichen, ein erhebendes Gefühl aus. Sind wir nicht zufrieden, dann sollten wir wahrnehmen, was uns im Innen fehlt. Denn Zufriedenheit braucht nichts, genauso wenig wie Liebe, oder Dankbarkeit ein Objekt braucht. Das erhebende Gefühl kann wohl nur begrenzt etwas daran ändern, dass wir unzufrieden sind. Und Zufriedenheit ermöglicht uns auch Freude auf dem Weg.