Lebenskrisen fordern uns heraus. Und manchmal überfordern sie uns. Dann gerät der Boden ins wanken und der Alltag ist plötzlich nicht mehr so wie vorher. Wir fühlen uns überrascht, ratlos und alleine gelassen.
Dabei geht es nicht um Ärgernisse wie einen Blechschaden oder die Enttäuschung über einen misslungenen Urlaub. Natürlich sind auch das keine Kleinigkeiten. Doch sie werden uns nicht erschüttern. Nach ein paar Tagen ist der gröbste Ärger verflogen und wir wenden uns erfreulicheren Dingen zu.
Was uns nahegeht, sind andere Dinge: Der Verlust eines geliebten Menschen, eine schwere Krankheit, Geldnot oder Arbeitslosigkeit. Sie treffen mitten ins Herz, ängstigen uns und erschüttern vor allem unser Selbstwertgefühl.
Verlust eines geliebten Menschen
Liebe geht damit einher, sich zu öffnen. Einem anderen Menschen auf eine besondere Art zu begegnen. Das macht Liebe so wunderbar. Aber manchmal auch sehr schmerzhaft. Verlässt uns der Partner, scheint ein Teil von uns mit ihm zu gehen.
Krankheit
Über Gesundheit machen wir uns normalerweise wenig Gedanken. Bis wir spüren, irgendetwas stimmt nicht und wir Schmerzen haben. Dabei ist oftmals nicht nur die Krankheit belastend. Ebenso wird uns bewusst, dass wir nicht mehr „funktionieren“. Wir müssen auf einmal kürzer treten und lernen, Nein zu sagen. Und manchmal auch sehen, wie entbehrlich wir sind.
Verlust des Arbeitsplatzes
Arbeiten ist in der Regel mehr als nur Geld verdienen. Vielmehr leisten wir einen Beitrag, bringen unsere Fähigkeiten ein und sind Teil einer Gemeinschaft. Fällt all dies weg, entsteht eine Leere. Zudem spielt die berufliche Position in der westlichen Kultur eine wichtige Rolle. Wir beziehen wir unseren Selbstwertes gerne aus dem Job. Ich bin Architektin. Ich bin Erzieher.
Geldnot
Geld ist nicht alles. Doch ohne Geld lebt es sich auch nicht besonders entspannt. Wenn wir nicht wissen, womit wir morgen einkaufen sollen, wird der Handlungsspielraum eng. Wir können nicht an Freizeitaktivitäten teilnehmen und laufen Gefahr, isolierte
[pullquote2 quotes=“true“ align=“center“ variation=“orange“ cite=“Christopher Germer“]Ein Moment des Mitgefühls mit dir kann deinen gesamten Tag verändern. Viele solche Momente können den Verlauf deines Lebens ändern.[/pullquote2]
Früher oder später wird jeder von uns in eine schwierige Situation geraten. Können wir uns darauf vorbereiten? Ich meine ja. Natürlich macht es wenig Sinn, für alle Eventualitäten einen Notplan in der Tasche zu haben. Das wird sicherlich nicht funktionieren.
Was jedoch Kraft gibt, ist das Vertrauen in sich. Zu spüren, dass wir etwas Besonderes sind, unabhängig von äußeren Erfolgen und Verlusten. Wir sind nicht unser Beruf. Wir sind auch ohne den geliebten Menschen lebensfähig. Krisen sind ein Teil des Lebens. Wir werden kritisiert, abgelehnt, ausgeschlossen, verlassen und zurückgewiesen. Ebenso werden wir geliebt, gelobt und angenommen.
In Momenten der Stille können wir spüren, wie die Gefühle unablässig an unserem inneren Auge vorbei ziehen. Jedes trägt ein besonderes Kleid und hat ein Botschaft für uns. Gefühle und Gedanken sind flüchtig. Wir erleben sie mal als schön, mal als dramatisch.
Doch hinter unserer Traurigkeit, unserer Wut und unserer Angst ruht ein Ozean. Auf diese unerschütterliche Tiefe können wir uns ausrichten. Sie gibt uns Halt, Geborgenheit und schenkt uns die Antworten, dass wir wertvoll sind.
Ich bin wertvoll
… weil ich mit meinen individuellen Fähigkeiten und Erfahrungen einen besonderen Beitrag leiste.
… weil ich für andere Menschen wichtig bin.
… weil ich meiner Umwelt mit Respekt begegne.
… weil ich mein Bestes gebe.
… weil ich gut zuhören kann.
… weil ich den Mut habe, mich auch schwach zu zeigen.
… weil ich lerne, auch die schwierigen Situationen im Leben anzunehmen.
… weil ich mich nicht aufgebe.
… weil ich lerne, mich zu lieben, unabhängig von Geld, Ansehen und Status.
… weil ich mich mit anderen freuen kann.
… weil ich auch über mich schmunzeln kann.
… weil ich mir für andere Zeit nehme.
… weil ich mir Zeit für mich nehme.
Wunderbare Seite! Tolles Thema auch. Ich arbeite viel mit Menschen im Coaching und das ist eines der Schlüsselthemen. Am Selbstwertgefühl und was daraus erwächst, beinflußt unseren Lebensstil enorm!
Das kann ich nur bestätigen. In meinen Beratungen ist der Selbstwert auch eines der Schlüsselthemen. Gerade im Bereich der Beziehungen. Sie Beziehung zu mir spiegelt auch die Beziehung zu meinem Gegenüber wieder. Aber auch im Bereich Geld, Wohlstand und Fülle ist der Selbstwert ein entscheidener Punkt. Mein Wert zeigt sich immer auf dem Bankkonto.
Mir fallen zu Text und Thema zwei Zitate ein:
Der Mensch ist immer mehr als seine Probleme.“ (Viktor Emil Frankl)
„Wenn Sie eine Reise in sich selbst hinein unternehmen, sich all des Inhalts entledigen, den Sie angesammelt haben, und ganz, ganz tief eindringen, dann ist da dieser weite Raum, die sogenannte Leere, die voller Energie ist. “ (Jiddu Krishnamurti)
Ich frage mich nur:
Wie finde ich Zugang zu diesem speziellen Ort in mir, in dem ich die Stärke finde, die mir hilft, Krisen zu meistern?
Wie ensteht Vertrauen in mich selbst? Wie gelingt es mir, obige Sätze bzgl. meines Eigen-wertes ohne inneren Widerstand sagen zu können?
Dieser innere Widerstand ist oftmals mein Problem.
Mir hilft, mich immer wieder erneut sachlich und ehrlich mit mir selbst auseinanderzusetzen:
Keine Angst davor zu haben, die eigenen Schwächen anzuschauen und sie zu akzeptieren; keine Scheu zu haben, an ihnen zu arbeiten.
vorallem aber o h n e f a l s c h e Bescheidenheit mir das anerkennend anzusehen und einzugestehen, was gelungen ist und gelingt in meinem Leben, was ich der Welt geben kann mit meiner Art, so wie ich bin.
Beide Seiten immer wieder neu sachlich zu bilanzieren, gibt mir eine realistische Einschätzung meiner selbst – ohne Überheblichkeit und ohne Untertreibung.
Das macht den Weg frei zu einem Vertrauen in mich selbst, zu einem wahrhaftigen Wertgefühl für mich selbst und zur Tiefe in mir, dort wo Halt, Geborgenheit und Stärke zu finden sind.
Das ist ein sehr sensibles Thema,. dass Du da ansprichst und ich finde es gut, dass Du das tust! Leider gibt es für solche schwierigen Lebenssituationen kein Patentrezept, aber eine Hilfestellung kann man wohl geben!
Beste Grüße,
Stephan Wießler
ich meine, „Ich bin wertvoll“ ist der natürliche selbstverständliche Zustand. Fange ich an, dies mit weil-Sätzen zu begründen, bin ich bereits beim Zweifeln. Auch wenn die 13 weil-Sätze oben alle nicht zutreffen, bin ich wertvoll.
Im Kern fühle ich mich immer wertvoll, wenn ich tief bei mir bin. So geht es darum, zu erkennen, was dieses Gefühl überdeckt. Es sind wohl ausschließlich meine Glaubenssätze und die Gedanken drum rum.
Die 13 Weil-Sätze haben den Haken, dass ich da immer selbst aktiv sein muss. Ich muss mir den Wert also selbst geben oder suchen. Spätestens, wenn jemand so alt oder krank ist, dass er nur noch im Bett liegen kann, funktionieren diese Weil-Sätze nicht mehr. Man wäre dann also doch wertlos.
Wert bekommt man immer von außen. Wert kann man sich selbst vielleicht einreden, aber nicht wirklich objektiv geben. Wenn ich mir ständig sage, wie wertvoll ich bin und was ich kann, alle Menschen in meinem Umfeld mir aber das Gegenteil sagen, dann wird das nichts mit dem „wertvoll fühlen“.
Ich favorisiere deshalb den Glauben an einen Gott, der allen Menschen ihren gleichen Wert gibt. Ist natürlich etwas, was man glauben muss. Aber wenn mich ein Gott gemacht und auch gewollt hat mit dem Ziel einer perfekten Ewigkeit, dann würde mich das doch ziemlich wertvoll machen. Selbst dann noch, wenn ich eine gewisse Zeit lang nur regungslos im Bett liegen kann. Oder wenn die Menschen um mich herum mich nicht für wertvoll halten …
Ich habe auch lange darüber nachdenken müssen was Selbstwert eigentlich bedeutet. Für mich bedeutet Selbstwert: Was bin ich mir selber wert! Für mich gibt es da keine Rechtfertigung zu, wie z.B. ich habe wertvolle Eigenschaften und Fähigkeiten und deswegen bin ich wertvoll. Ich glaube, wenn man seinen Selbstwert darauf aufbaut, kann man sich trotzdem minderwertig fühlen, weil man eben auch nicht so wertvolle Eigenschaften und Fähigkeiten hat. Sich wertvoll zu fühlen ist eine Entscheidung die man für sich trifft, ein Lebensmotto, unabhängig davon was man hat, was man kann oder was man ist. Eine Entscheidung, wen man diese lebt und fühlt, niemand mehr nehmen kann, egal was andere Menschen sagen, denken oder tun. Diese Entscheidung ist ein langer Weg bis aus einem „ich bin wertvoll“ ein Gefühl wird.